Anna Seward war eine englische Dichterin der Romantik.
Übersetzung: metrisch, reimend
Original
Sonnet 69: Time, and Thy Charms (To a Young Lady…)
TO A YOUNG LADY,
PURPOSING TO MARRY A MAN OF IMMORAL CHARACTER IN THE HOPE OF HIS REFORMATION.
Time, and thy charms, thou fanciest will redeem
Yon aweless Libertine from rooted vice.
Misleading thought! has he not paid the price,
His taste for virtue?—Ah, the sensual stream
Has flow’d too long.—What charms can so entice,
What frequent guilt so pall, as not to shame
The rash belief, presumptuous and unwise,
That crimes habitual will forsake the Frame?—
Thus, on the river’s bank, in fabled lore,
The Rustic stands; sees the stream swiftly go,
And thinks he soon shall find the gulph below
A channel dry, which he may safe pass o’er.—
Vain hope!—it flows—and flows—and yet will flow,
Volume decreaseless, to the FINAL HOUR.
Übersetzung
Sonett 69: Die Zeit und deine Reize (An eine junge Dame…)
AN EINE JUNGE DAME, DIE
EINEN MANN VON UNMORALISCHEM CHARAKTER HEIRATEN SOLL UND HOFFT, DASS ER SICH BESSERT
Die Zeit und deine Reize, glaubst du, wollten
die Laster deines Wüstlings noch kurieren.
Doch falsch! Für unverzeihliche Manieren
gab er die Tugend hin. Als unbescholten
gilt er nie mehr. Kein Reiz kann so verführen,
und keine Schuld ist so weit abgegolten,
dass sie nicht nur als irr’ges Phantasieren
das, was du hoffst, erscheinen lassen sollten.
Dem Landmann gleichst du, jenem der Legende,
der vor den Fluten eines Flusses steht
und denkt, dass er, wenn er flussabwärts geht,
noch einen trocknen Weg hinüber fände, –
vergebens, denn, wohin er sich auch dreht,
es fließt und strömt und wallt doch ohne Ende.
Übersetzung: © Wolfgang Riedmann