Sonnet 148 ist eines von 154 Sonetten des englischen Dramatikers und Dichters William Shakespeare.
Übersetzung: metrisch, reimend
Original
O me! What eyes hath love put in my head,
Which have no correspondence with true sight!
Or if they have, where is my judgement fled,
That censures falsely what they see aright?
If that be fair whereon my false eyes dote,
What means the world to say it is not so?
If it be not, then love doth well denote,
Love’s eye is not so true as all men’s ‚No‘.
How can it? O, how can love’s eye be true,
That is so vexed with watching and with tears?
No marvel then though I mistake my view;
The sun itself sees not till heaven clears.
O cunning love, with tears thou keep’st me blind,
Lest eyes, well-seeing, thy foul faults should find.
Übersetzung
Was tat die Liebe nur mit meinen Augen,
dass sie die Wirklichkeit nicht mehr erkennen!
Sollt‘ mein Verstand vielleicht auch nichts mehr taugen
und Wahrnehmung nicht richtig deuten können?
Wenn meine Augen sich an Schönem weiden,
doch alle Welt beschwört, schön sei es nicht,
so lässt sich die Erkenntnis nicht vermeiden:
Verliebten Augen fehlt die klare Sicht.
Wie soll’n verliebte Augen auch klar schauen,
sind sie doch wund vom Warten und vom Weinen,
drum kann ich meinen Augen nicht vertrauen,
die Sonne kann bei Regen auch nicht scheinen.
Machst, schlaue Liebe, mich mit Tränen blind,
soll ich nicht seh’n, dass Fehler an dir sind?
Übersetzung: © Wolfgang Riedmann